Sondersammlungen
Die Stiftsbibliothek St.Gallen besitzt eine bedeutende Sammlung an Kunstgegenständen. Ein grosser Teil der Objekte stammt aus ehemaligem Klosterbesitz. Es handelt sich um Gemälde und Skulpturen, Architekturmodelle, Altarentwürfe auf Papier, Druckgraphik sowie kostbare Möbel aus der Zeit des Barock. Aus dem Mittelalter haben nur wenige Stücke überdauert. Eine bedeutende Ausnahme bildet die frühe graphische Sammlung wertvoller Einblattdrucke, die der Mönch Gallus Kemli (1417–1481) zusammentrug. Von einer aktiven Sammeltätigkeit im Kloster St.Gallen kann man erst im Barock sprechen. Im europäischen Vergleich spät, nämlich Mitte des 18. Jahrhunderts, legten die Fürstäbte eine Kuriositätensammlung an. Diese sollte das in der Bibliothek versammelte Bücherwissen mit sichtbaren Belegen aus den Bereichen Kunst, Natur und Wissenschaft ergänzen. Durch Kauf, Tausch oder als Geschenk gelangten Münzen und Medaillen, kunsthandwerkliche Objekte, Gemälde, mathematische und astronomische Instrumente, Mineralien, Versteinerungen, Muscheln und andere Kuriositäten in den Besitz des Klosters. Klebebände mit Druckgraphiken (Portraits, Karten, Heiligenzyklen) lieferten Bilder nicht sammelbarer Dinge. Ein besonderes Highlight innerhalb dieser Kuriositäten bildet die «ostindische Sammlung» des Weltreisenden Franz Müller. Die berühmteste Rarität stellt der grosse Erd- und Himmelsglobus dar (1571). Ursprünglich nicht Teil der Kuriositätensammlung war die ägyptische Mumie Schepenese (7. Jh. v. Chr.). Sie kam erst nach der Klosteraufhebung in den Besitz der Stiftsbibliothek. Auch im 20. und 21. Jahrhundert wurde die Sondersammlung durch Ankäufe, Schenkungen und Dauerleihgaben erweitert: Besonders hervorzuheben sind hier der Bestand an frühbarocken Figurenscheiben, ein Konvolut Entwurfszeichnungen von Joseph Anton Feuchtmayer (1696–1770) und ein Elfenbeinaltärchen aus dem 13. Jahrhundert.